Antifa statt Vaterland. Get organized gegen Nationalismus, Faschismus und Kapitalismus!
Ein Wochenende lang Workshops, Vorträge, Diskussionen, Vernetzung und Organisation.
13. September – 15. September 2019 | Kiel | Alte Meierei (Hornheimer Weg 2)
Aufruf / Einladung
Rund um den 3. Oktober dieses Jahres werden die zentralen Feierlichkeiten zum „Tag der Deutschen Einheit“ in Kiel stattfinden. 30 Jahre nach der sogenannten Wiedervereinigung soll unter dem Motto „Mut verbindet“ mit Volksfest und BRD-Politprominenz an die Menschen in der ehemaligen DDR erinnert werden, die 1989 den Fall den Berliner Mauer herbeiführten und damit gleichzeitig ein Appell rausgehen, die siegreiche bürgerliche Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Aber halt mal! Wie vereinigend ist Deutschland denn eigentlich wirklich und was soll hier verteidigt werden?
So mutet dieses Motto doch mehr als ironisch an für einen territorial erweiterten Staat, der durch die Privatisierung und Treuhand-Abwicklungen von Betrieben nicht blühende Landschaften, sondern soziale Verwüstungen ganzer Regionen hervorbrachte. Für ein Land, das nicht verbindet, sondern spaltet: Mittels „Hartz IV“-Gesetzen in Deutschland und Austeritätspolitik in Europa wird die neoliberale Verarmungspolitik deutscher Spielart nach Innen gefestigt und nach Außen exportiert. Für ein Land, das seit 20 Jahren wieder Krieg führt und weiter fleißig an seinem reibungslosen Kontroll- und Repressionsapparat arbeitet. Für ein Land, welches das mörderische EU-Abschottungsregime stützt und damit für monatlich 180 europäische Mauertote mitverantwortlich ist. Für ein Land, welches von den rassistischen Pogromen Anfang der 1990er bis zu dem bis heute andauernden staatlich gedeckelten Neonazi-Terrorismus und dem rasanten Aufstieg der proto-faschistischen AfD in den Parlamenten von braunen Flecken übersät ist. Besonders stark ausgeprägt sind diese nicht zufällig auf demjenigen Territorium, auf dem vor dreißig Jahren unter nationalistischem Taumel die DDR abgewickelt und der BRD einverleibt wurde.
All das spielt bei den großbundesdeutschen Feierlichkeiten keine Rolle, denn diese haben das Ziel, die neoliberale Mär vom Ende der Geschichte aufrechtzuerhalten. Demnach habe sich das System des westlichen Kapitalismus mit dem Zusammenbruch des Staatssozialismus sowjetischer Prägung endgültig und alternativlos durchgesetzt. Dass dies eine ideologisch motivierte Lüge ist, sehen wir tagtäglich, wenn Menschen trotz aller Hindernisse die tödliche Festung Europa erklimmen, wenn Hunderttausende für eine mit diesem System nicht vereinbare Klimapolitik auf die Straße gehen, wenn antifaschistische Gruppen die Verbindungen zwischen staatlichen Institutionen und Rechtsterrorismus aufdecken, wenn Anwohner_innen sich gegen steigende Mieten und Verdrängung und für solidarische Stadtteile organisieren und für wahre Demokratie von unten kämpfen. Die Erzählung von der Alternativlosigkeit des bürgerlichen Kapitalismus hat immer Risse, die gerade in Krisenzeiten nicht mehr zu kaschieren sind. Es gilt für eine antifaschistische radikale Linke, tatkräftig daran mitzuarbeiten, sie auszuweiten.
Im Rahmen des Antifa-Wochenendes 2019 wollen wir daran anknüpfen und verschiedene Facetten und Aspekten der Geschichte und Gegenwart aufgreifen und uns gemeinsam bilden, diskutieren und organisieren. Dafür wird es Workshops geben, in denen das kleine 1×1 der Antifa vermittelt wird – vom Transpimalen bis zur über Selbstverteidigung. Inhaltlich wollen wir zudem eine grundlegende Kritik am deutschen Nationalismus und praktische Interventionsmöglichkeiten erarbeiten und die Frage beantworten, warum Antifaschismus immer auch Klasse und feministisch sein muss. Mit Blick auf die Propaganda-Party zum 3.10. wollen wir außerdem eine Gegenperspektive zur hegemonialen Erzählung der „friedlichen Wiedervereinigung“ von 1989 aufmachen und uns mit der radikalen Linken in (Ost-)Deutschland zur Wendezeit befassen. Wir wollen diskutieren, wie eine Gesellschaft jenseits von Kapitalismus, Staatlichkeit und Nationalismus aussehen könnte. Und natürlich wird es Möglichkeiten zur politischen Organisierung geben, um auch über das Wochenende hinaus antifaschistisch aktiv zu bleiben.
Egal ob schon lange dabei oder gerade erst mit dem Thema Antifa in Berührung gekommen: Es wird für alle was dabei sein. Zusätzlich gibt es natürlich auch aureichend Verpflegung und ein kleines Rahmenprogramm – es fehlt eigentlich nur noch Ihr! Also schnappt Euch Genoss*innen, Freund*innen, Mitschüler*innen, Nachbar*innen oder Arbeitskolleg*innen und lasst uns vom 13. bis 15. September in der Alten Meierei zusammenkommen, um uns gemeinsam gegen den Rechtsruck, neoliberale Trostlosigkeit und das Ende der Geschichte zu organisieren. Wir freuen uns auf ein spannendes, erkenntnisreiches, produktives und schönes Wochenende mit Euch!
Autonome Antifa Koordination Kiel | www.antifa-kiel.org