„Die Hegemonie gewinnen“ – Gespräch mit der Erwerbsloseninitative Basta! (Berlin-Wedding) und dem Kollektiv (Bremen) über Basisorganisierung und den Aufbau von Gegenmacht im Kampf gegen den Rechtsruck

Für den Samstagabend haben wir eine spannende Diskussionsrunde zum Thema Basisorganisierung organisiert. Die Gruppe BASTA! aus Berlin und das Kollektiv aus Bremen berichten von ihren Strategien der Stadtteilarbeit und Organisierung, reflektieren dabei Potenziale und Probleme und diskutieren, inwieweit Basisorganisierung eine geeignete Strategie gegen den Rechtsruck ist.

Ankündigungstext:

Das Kollektiv aus Bremen hat 2016 mit den „11 Thesen über Kritik an linksradikaler Politik, Organisierung und revolutionärer Praxis“ eine grundlegende Neuausrichtung linksradikaler Politik gefordert und damit eine neue Phase der Selbstkritik und Reflexion der eigenen politischen Ansätze eingeleitet, woraus sich bundesweit (und darüber hinaus) die Diskussion über Strategien und Praxen linksradikaler revolutionärer Politik intensiviert haben. Daraus haben sich verschiedene praktische Ansätze entwickelt, von Kiezhäusern, solidarischen Netzwerken über Stadtteilgruppen bis hin zu selbstorganisierten Polikliniken, um konkrete Schritte in eine Gesellschaftsveränderung zu gehen. In Bremen hat sich daraus die Stadtteilgewerkschaft „Solidarisch in Gröpelingen“ entwickelt, die versucht auf Stadtteilebene die Alltagskämpfe um prekäre Arbeits-, Wohnungs- und Lebensverhältnisse zu verbinden.

Die Erwerbsloseninitiative BASTA! aus dem Berliner Stadtteil Wedding bearbeitet seit ca. neun Jahren die soziale Frage, mit dem Ziel der Basisorganisierung von Erwerbslosen und Prekären. BASTA! wollen Alternativen der gesellschaftlichen Veränderung gemeinsam als Betroffene und mit anderen Betroffenen entwickeln und gestalten. Der individualisierten Auseinandersetzung mit den Verhältnissen soll ein kollektiver Prozess entgegengesetzt werden. Praktisch werden dabei Beratung zum Arbeitslosengeld II und Begleitung zum Jobcenter als notwendige Voraussetzung gesehen, um Menschen den Rücken frei zu halten und ihre Existenz auf eine gesicherte Grundlage zu stellen. Erst das gibt ihnen die materielle Möglichkeit, sich politisch um ihre Belange zu kümmern. Initiativen wie BASTA! sollen dabei den Rahmen bilden.

In beiden Ansätzen wird in der Basis- oder Selbstorganisierung das Potenzial gesehen, auf eine vordergründig unpolitische, individualisierte Masse zuzugehen und ihr die Möglichkeit zu bieten, die eigene Lebensrealität, aber auch die von Menschen unter ähnlichen Bedingungen im politischen Prozess verändern zu können. Gleichzeitig ist Basisorganisierung ein langwieriger und aufwendiger Prozess, der nicht von heute auf morgen spektakuläre, aber vielleicht kurzweilige Siege, wie die Mobilisierung zu einem Großevent, vorweisen kann. Es ist vielmehr der Versuch der Wiedererlangung einer Verankerung und die eigene politische Weiterbildung in Milieus, aus denen heraus nachhaltige politische Erfolge möglich werden. In der kontinuierlichen und zuweilen kleinteiligen Arbeit an der Basis wird der Schlüssel für die Verschiebung der Hegemonie und der gesellschaftlichen Veränderungen gesehen.

Im Rahmen der Veranstaltung werden sowohl die praktischen Ansätze als auch die theoretisch-strategischen Herangehensweisen vom Kollektiv und von BASTA! dargelegt, die Möglichkeiten aber auch Probleme des Ansatzes der Basisorganisierung reflektiert und Schlüsse für die Notwendigkeit einer linken Klassenpolitik gezogen. Zudem wird im Sinne des Antifa-Wochenendes die Frage aufgeworfen, inwiefern solche Ansätze als langfristige Strategie gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck wirken. Moderiert wird der Abend von der Gruppe Perspektive Solidarität Kiel, die sich kürzlich gegründet hatund ebenfalls stärker der Basisarbeit widmen möchte.

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